DER NETZWERKER

„Ich habe den Technologiepark als einen strategischen Partner erlebt, der sicherstellen wollte, dass sich die Biotechnologie in Heidelberg vorteilhaft entwickelt. Der Technologiepark hat immer groß gedacht und weiterführende Ideen unterstützt.“

Dr. Christian Tidona

Managinc Director des BioMed X-Instituts

Über Dr. Christian Tidona

Mit dem Heidelberger BioMed X-Institut will Dr. Christian Tidona dazu beitragen, die Lücke zwischen akademischer Forschung und wirtschaftlicher Verwertung zu schließen. Toptalente aus der ganzen Welt arbeiten hier an experimentellen Ansätzen, um präklinische Fragestellungen zu lösen. Ein großes Pharmaunternehmen definiert ein Zukunftsproblem (Challenge), mit dem sich gegenwärtig weder die universitäre Forschung, noch etablierte Player oder Start-ups auseinandersetzen. Zugleich stellt das Unternehmen Geld für die Lösung der Challenge bereit. BioMed X sorgt für die Realisierung.

Heidelberg ist neben Berlin und München einer der drei deutschen Spitzenstandorte in der biomedizinischen Forschung. Davon ist Christian Tidona überzeugt. Der Geschäftsführer des BioMed X-Institute Heidelberg kennt auch den Grund: „Wie an kaum einem anderen Standort sind in Heidelberg alle Forschungs- und Entwicklungskompetenzen auf einem Campus – dem Neuenheimer Feld – konzentriert. Mehr als 100 Institute der biomedizinischen Forschung, der Technologiepark Heidelberg und seine Start-ups: Das ist in Europa einzigartig.“ Heidelberg liege darüber hinaus im Zentrum eines Rhein-Main-Neckar-Superclusters, in dem sieben große Pharmaunternehmen mit mehr als 50.000 Arbeitsplätzen zuhause sind. Auch diese Anbindung an die große Pharmaindustrie suche in Europa ihresgleichen.

Ausbaumöglichkeiten sieht der Biotech-Fachmann allerdings beim Transfer der Forschungsergebnisse in die pharmazeutische Anwendung. „Die Top-Universitäten und -Forschungseinrichtungen in den USA – etwa das MIT oder Harvard – überführen ihre Forschungsergebnisse zielgerichteter in Start-ups und Ausgründungen. Sie können so nicht nur den betroffenen Patienten helfen, sondern auch erhebliche Einnahmen generieren. Hier ist in Deutschland noch Luft nach oben.“ Mit dem Heidelberger BioMed X-Institut will Christian Tidona dazu beitragen, diese Lücke zwischen der akademischen Forschung und der wirtschaftlichen Verwertung zu schließen. Toptalente aus der ganzen Welt arbeiten hier an experimentellen Ansätzen, um präklinische Fragestellungen zu lösen.

Das Vorgehen ist bewährt: Ein großes Pharmaunternehmen definiert ein Zukunftsproblem (Challenge), mit dem sich gegenwärtig weder die universitäre Forschung, noch etablierte Player oder Start-ups auseinandersetzen. Zugleich stellt das Unternehmen Geld für die Lösung der Challenge bereit. BioMed X schreibt dieses Zukunftsproblem auf seiner Crowd-Sourcing-Plattform weltweit aus. In einem zweiten Schritt identifiziert BioMed X geeignete Toptalente, die in ihrer Bewerbung überzeugend darlegen, wie sie die Problemstellung lösen wollen und holt diese Talente an den Standort Heidelberg. „Aus den im Schnitt 200 bis 300 Bewerbern wählen wir die 15 besten aus, die wir für ein fünftägiges Bootcamp einfliegen.“ Dort können sich die Bewerber nicht nur in Gruppen zusammenfinden. Das Team um Christian Tidona hilft ihnen auch, ihre Ideen in konkrete Projektvorschläge zu überführen. Am letzten Tag des Bootcamps pitchen die Teilnehmer vor dem Senior-Management jenes Pharmaunternehmens, das das Forschungsprojekt finanziert.

Der Gewinner bzw. die Gewinnerin des Bootcamps erhält ein Forschungsbudget von bis zu fünf Millionen Euro. Die Forscher arbeiten dann drei bis fünf Jahre im Inkubator des BioMed X-Instituts auf dem Campus der Universität Heidelberg. Und auch für ein günstiges privates Umfeld ist gesorgt: Bei Bedarf hilft BioMed X nicht nur bei der Suche nach Wohnungen, sondern auch beim Umzug ganzer Familien nach Heidelberg, inklusive Visa, neuer Arbeitgeber für die Lebenspartner und Kindergartenplätze. Diese Sorge für das private Wohlergehen wird beim Recruiting sonst nicht immer berücksichtigt und ist ein wichtiger Attraktivitätsbonus.

BioMed X entstand 2013 aus dem Biotechnologie-Spitzencluster Rhein-Neckar (BioRN) „Zellbasierte und molekulare Medizin in der Metropolregion Rhein-Neckar“. Christian Tidona war Geschäftsführer des Spitzenclusters und entwickelte damals die Idee, mit BioMed X ein neues Geschäftsmodell für die biomedizinische Forschung zu initiieren. Der Molekularbiologe wusste, dass wichtige Voraussetzungen für den Erfolg dieses Vorhabens in der Region vorhanden waren: Mit Merck in Darmstadt gab es einen starken Partner, der seinem neuen Modell vertraute und die ersten Projekte finanzierte. Darüber hinaus war BioMed X mithilfe des Technologieparks in der Lage, auch ohne größeres Investitionskapital geeignete Flächen zu finden.

Diese Kooperationen führt Tidona gerne weiter: „Ich habe den Technologiepark als einen strategischen Partner erlebt, der sicherstellen wollte, dass sich die Biotechnologie in Heidelberg vorteilhaft entwickelt. Der Technologiepark hat immer groß gedacht und weiterführende Ideen unterstützt.“ Bereits in den 1980er Jahren hätten die Universität, die Forschungseinrichtungen und die Stadt Heidelberg gut zusammengearbeitet. Aber erst mit dem Technologiepark seien die Flächen auf dem Campus Neuenheimer Feld ins Spiel gekommen, die sich dank erfolgreicher Start-ups zu einer Innovationsschmiede in Heidelberg entwickelten.

„Eine große Stärke Heidelbergs ist die gute Kooperation der Technologietransfer-Abteilungen der unterschiedlichen Forschungseinrichtungen“, berichtet Christian Tidona: „Wir arbeiten bei BioMed X seit unserer Gründung sehr gut mit dem EMBL, dem DKFZ und der Universität zusammen.“ Das gemeinsame Interesse, neu generiertes Wissens über Produkte zum Nutzen der Menschen verfügbar zu machen, verbinde. Ebenso schaffe die vertrauensvolle Zusammenarbeit eine stabile Grundlage für weitere Kooperationen, wie der Transfer-Spezialist aus eigener Erfahrung weiß: „Bei der Gründung von BioMed X hatte ich in Heidelberg einen Vertrauensvorsprung. Ich war schon mehrere Jahre aktiv. Viele kannten mich und wussten, dass ich nicht Wissen aus der Universität abziehen, sondern zum Nutzen aller ein gemeinsames Ökosystem mitaufbauen wollte.“

Diese intensivierte Zusammenarbeit ist aus zwei Gründen dringend notwendig. Erstens wächst das weltweit verfügbare Wissen seit Jahren exponentiell. „Wir leben noch immer im Zeitalter des Mooreschen Gesetzes“, erklärt Christian Tidona: „Etwa alle zwei Jahre verdoppelt sich die Geschwindigkeit, mit der neues Wissen generiert wird. Das bedeutet aber auch: Wenn man sich nicht stetig weiterentwickelt, ist man in zwei Jahren nur noch halb so gut und wird rasch abgehängt.“ Für Heidelberg sei es deshalb wichtiger denn je, noch dynamischer zu agieren und noch schneller voranzuschreiten als dies beim Gewinn des Spitzenclusters 2008 der Fall war.

Zweitens vernetzen sich die Forschungsfelder immer stärker. Das zeige sich insbesondere beim kommenden Trendthema Biokonvergenz, so Tidona: „Gegenwärtig finden die wirklichen Innovationen an den Schnittstellen der unterschiedlichen Technologien statt. Die Biowissenschaften stehen für uns zwar im Zentrum, sind jedoch über Schnittstellen eng mit weiteren Technologien vernetzt – mit der Informationstechnologie, der Nanotechnologie, mit den Materialwissenschaften und jetzt besonders mit der künstlichen Intelligenz.“

Um diese Kompetenzen abzudecken, sei eine kritische Masse an Spitzenforschern nötig. „Die Topleute können sich heute aber aussuchen, wo sie auf der Welt arbeiten wollen. Heidelberg muss in diesem Wettbewerb mit anderen attraktiven Standorten bestehen“, gibt Tidona zu bedenken. Heidelberg alleine könne jedoch nicht die nötige internationale Strahlkraft entwickeln. Das gelinge nur im Verbund des Rhein-Main-Supercluster: mit Mainz, Mannheim, Frankfurt, Darmstadt, Karlsruhe und Heilbronn. „Um solche großen Cluster am Leben zu halten und voranzubringen, sind Schlüsselindividuen gefragt, die über Grenzen hinausdenken und die Region mit der weiten Welt verbinden“, erklärt der Biotech-Fachmann: „Beim Spitzencluster-Wettbewerb waren es die CEOs und Standortleiter der großen Pharmaunternehmen, die alle regionalen Akteure für die Sache begeistert haben: die Kommunalpolitik in Heidelberg und Mannheim, die Universitäten und die Forschungseinrichtungen.“

An dieser Innovationsfreude habe sich nichts geändert. Allerdings sei die Pharmaindustrie in ihrem Engagement örtlich kaum gebunden. „Für die Unternehmen kommt es primär auf eine erfolgreiche Kooperation mit der akademischen Forschung an. Wo diese Zusammenarbeit stattfindet, ist sekundär“, führt Christian Tidona aus. Auch diese Grundbedingung des internationalen Wettbewerbs gelte es bei künftigen regionalpolitischen Entscheidungen zu berücksichtigen, damit der Standort an Rhein und Neckar für Spitzenforschung und Pharmaunternehmen weiterhin attraktiv bleibt.

 

von Dr. Stefan Burkhardt

 

Zum Download: Testimonial von Dr. Christian Tidona

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