GESCHÄFTSFÜHRER DER TECHNOLOGIEPARK HEIDELBERG GMBH
„Seit 40 Jahren ist der Technologiepark Heidelberg einer der wichtigsten Akteure im Innovationsökosystem der deutschen Gesundheitswirtschaft. Dass wir auf diesen Gebieten erfolgreich sind, beruht auf unserem Erfolgsrezept, das sich mit Engagement, Kooperation und Kommunikation umschreiben lässt.“
Dr. André Domin
Geschäftsführer der Technologiepark Heidelberg GmbH &
Vorstand des Heidelberg Startup Partners e.V.
Dr. André Domin über den Technologiepark Heidelberg
Seit 40 Jahren ist der Technologiepark Heidelberg einer der wichtigsten Akteure im Innovationsökosystem der deutschen Gesundheitswirtschaft. In den letzten 14 Jahren durfte ich als Geschäftsführer unsere Aktivitäten auf einige interessante Handlungsfelder ausweiten, die es im Gründungsbereich gibt. Dass wir auf diesen Gebieten erfolgreich sind, beruht auf einem Erfolgsrezept, das sich in meinem bisherigen Berufsleben immer wieder bewährt hat: Engagement, Kooperation und Kommunikation.
Bereits als Mainzer Student faszinierte mich, wie in der Biotech unterschiedliche Disziplinen in ambitionierten Projekten zusammenwirken, um Menschen zu helfen. Meine ersten beruflichen Stationen brachten mich nach Leipzig, wo ich die sächsische Biotech-Offensive biosaxony mitverantwortete und Geschäftsführer der BioNet Technologietransfer GmbH war. In Jena unterstützte ich die Mitglieder der 1995 gegründeten BioInstrumente Vereinigung. Auch hier konnte ich erfahren, wie wichtig Netzwerke sind, in denen Menschen zusammenkommen, unterschiedliche Meinungen abgleichen und sich zielgerichtet austauschen.
2010 kam ich als Geschäftsführer des Technologieparks nach Heidelberg. Ich kannte Heidelberg als einen der drei führenden deutschen Biotech-Standorte neben Berlin und München. Was mich begeisterte und noch immer begeistert: Mit den Unternehmen in und um Heidelberg finden sich fast alle Glieder der Wertschöpfungskette, von der Grundlagenforschung bis zur internationalen Großindustrie. Man kann hier für jedes Thema – vom Maschinenbau über Chemie bis zu Biologie und Medizin – den richtigen Kooperationspartner finden. Das ist nicht nur ein wesentlicher Aspekt für den Wohlstand an Rhein und Neckar. Mir persönlich boten diese günstigen Standortfaktoren auch eine herausragende Chance, meine bisherigen Erfahrungen in drei Aufgabenbereiche des Technologieparks Heidelbergs einzubringen.
Erstens hatte sich der Technologiepark Heidelberg seit seiner Gründung auf die Schaffung, Entwicklung und Vermietung von Flächen konzentriert. Die Flächen erwiesen sich als probates Mittel, um den Wissenschaftsstandort Heidelberg international zu vermarkten. Wir haben diese zentrale Säule weiterentwickelt. So war es uns bei der Entwicklung des Business Development Centers (BDC) erstmals möglich, ein Bauvorhaben des Technologieparks durch EU- und Landesgelder bezuschussen zu lassen. Solche Fördermöglichkeiten erhöhen den Spielraum des Technologieparks und erlauben es uns, Spezialimmobilien im Gründungsbereich zu platzieren. Weitere Angebote, zum Beispiel Shared Labs, konnten wir zusammen mit den BioLabs und ihren internationalen Partnern schaffen.
Die gezielte Förderung von Start-ups und Ausgründungen war ein zweiter Aufgabenbereich, den wir im Technologiepark angingen. Als ich in Heidelberg ankam, gab es sehr gut funktionierende Technologietransferabteilungen. Diese widmeten sich vor allem den Fragen der Patentierung und Lizensierung. Das Teambuilding oder die individuelle Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten standen damals noch nicht im Fokus der Aufmerksamkeit. Ich konnte den Gemeinderat überzeugen, in Heidelberg erstmalig ein unabhängiges Gründerbüro zu finanzieren und die entsprechenden Personalmittel bereitzustellen. Dr. Thomas Prexl baute ab 2014 das Gründerbüro zusammen mit Dr. Helia Schönthaler, Dr. Raoul Haschke und weiteren Kolleg:innen verschiedener Institutionen auf. Diese Dynamik ermöglichte bald darauf die Gründung der Heidelberg Startup Partners, einer Vereinigung der wesentlichen Technologietransfer-Gesellschaften in Heidelberg.
Rasch kamen Accelerator-Programme hinzu, der Life Science Accelerator BW, Up2B, das KI LAB und die KI-Garage. Über diese Formate lernen wir Gründende kennen, evaluieren ihre Geschäftsmodelle und vernetzen sie mit Mentor:innen, Expert:innen und Finanziers. Die Programme werden durch das Wirtschaftsministerium oder die Landesstiftung Baden-Württemberg kofinanziert. Das erhöht die Schlagkraft des Technologieparks – nicht nur in finanzieller Hinsicht, sondern auch über das Teamwork in Konsortien. Wir kooperieren regional mit Partnern in Mannheim, Karlsruhe, Walldorf, Stuttgart, Ulm, Freiburg und Konstanz. International arbeiten wir mit Akteuren zusammen, die wir in den Partnerstädten Heidelbergs – Rehovot, Montpellier oder Palo Alto – sowie über die International Association of Science Parks (IASP) kennenlernen.
Neben Flächenentwicklung und Gründungsförderung sehe ich als dritten unserer Aufgabenbereiche, den Technologietransfer zu beschleunigen und so die aktuellen und künftigen Herausforderungen zu meistern. Deshalb analysieren wir in den Themenbereichen digitale Transformation und künstliche Intelligenz mit der KI-Garage einerseits, welche Ideen es in der Forschungsgemeinschaft des Landes gibt und wie man diese Ideen in Unternehmen und Produkte überführen kann. Andererseits widmen wir uns im KI LAB den Bedürfnissen des Mittelstandes. Hier wie in weiteren Branchen setzen wir immer auf Unternehmen, die Forschungsergebnisse in Produkte umsetzen – im Sinne der Menschen, der Gesundheit oder der Nachhaltigkeit. Ich denke, dass sich im Bereich Health neben Diagnostik und Heilung bald ein weiterer Schwerpunkt in der Prävention ergeben wird. Heidelberg ist hier dank der starken biotechnologischen und pharmakologischen Forschung vor Ort sehr gut aufgestellt. Einen weiteren Trend sehe ich im Themenkomplex Nachhaltigkeit. In einer längerfristigen Perspektive werden sich Wirtschaft und Gesellschaft neu aufstellen müssen. Ich bin überzeugt, dass sich gute Lösungen erreichen lassen, wenn Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften eng zusammenarbeiten.
Als Teil der öffentlichen Hand können wir im vorwettbewerblichen Bereich der Wertschöpfungskette aktiv sein. Hier verstehe ich uns primär als Vermittler, Kommunikator und Ermöglicher. Wir identifizieren international bedeutsame Lücken in Forschung und Anwendung. Wir bieten Laborflächen und helfen jungen Unternehmen, ihre Geschäftsmodelle zu etablieren. Wenn sich die Start-ups etabliert haben, gehen sie ihren weiteren Weg in privatwirtschaftlichen Bahnen. Für die jungen Unternehmen sind dann sowohl Finanziers als auch Kunden vorhanden und sie werden sich dem internationalen Wettbewerb stellen. Wir wenden uns neuen, vielversprechenden Gründungsvorhaben zu und begleiten diese wiederum bestmöglich.
Diese Art der Wirtschaftsförderung ist riskant und zeitaufwändig, aber insbesondere an Standorten wie Heidelberg sinnvoll und erfolgreich. Ich denke, dass sich nur so innovative Ökosysteme aufbauen lassen, die den jeweiligen Kommunen zugutekommen. Mit unserer Vernetzungsarbeit tragen wir nämlich in erheblichem Umfang zur Stadtentwicklung bei. In den letzten Jahren gerieten die Geschäftsmodelle einiger traditionsreicher Großunternehmen unter Druck. Das sorgte in vielen Kommunen für besorgte Gemüter: Eine einseitige Wirtschaftsstruktur bringt zwar in guten Zeiten Wohlstand, birgt aber auch erhebliche Risiken im Falle einer Branchenkrise. Heidelberg setzt deshalb auf einen gesunden Mix hochinnovativer Unternehmen, die exzellente Forschungsergebnisse in Produkte umsetzen, wachsen und der Stadt Arbeitsplätze und Steuereinnahmen einbringen. Herausragende Beispiele sind KI-Unternehmen wie Aleph Alpha oder Wirkstoffhersteller wie AGC. Man kann solche Erfolge nicht planen, aber man kann sie über die richtige Gründungsförderung wahrscheinlich machen.
Ein bedeutender Vorteil des Standorts Heidelbergs liegt in seiner internationalen Attraktivität. Heidelberg ist durch den Flughafen Frankfurt hervorragend angeschlossen und bietet eine exzellente Lebensqualität. Die Gründerinnen und Gründer müssen sich beim Aufbau ihres Unternehmens deshalb nicht auf einen regionalen Bewerberpool beschränken, sondern können die Besten der Welt nach Heidelberg (zurück)holen. Diese internationale Attraktivität intensiviert sich durch die Kooperation der einzelnen Technologie-Standorte unserer Region nochmals erheblich. Gemeinsam sind wir nämlich in der Lage, Lücken – im Falle Heidelbergs etwa in der Betriebswirtschaftslehre und in den Ingenieurswissenschaften – zu schließen.
Zusammenarbeit in der Region bedeutet aber auch, die zur Verfügung stehenden Kräfte zu bündeln. Meines Erachtens ist es erfolgreich, in einer Region langfristig einen Akteur aufzubauen, der einen Bereich mit herausragenden Angeboten und Fähigkeiten bespielt, als ein Dutzend mittelmäßige Player zu fördern. Für die Politik gilt es deshalb nicht nur, die Probleme der Zeit zu analysieren, sondern auch die Standorte und Personen mit den besten Lösungen zu identifizieren. Außerdem sollten die Förderinstrumente möglichst lückenlos ineinandergreifen. Nur so können wir gewährleisten, dass die mit erheblichen Mitteln finanzierte Grundlagenforschung später auch in Unternehmen und Produkte umgesetzt wird und das Innovationsökosystem und der Unternehmergeist prosperieren.
von Dr. Stefan Burkhardt
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