Erfolgsgeschichten –
Fortschritt durch Innovation
Im Technologiepark Heidelberg und darüber hinaus in ganz Heidelberg gestalten Gründerinnen und Gründer die Zukunft. Einige der Unternehmen und die Menschen dahinter möchten wir Ihnen hier gerne vorstellen.
OSADL BRINGT OPEN-SOURCE-SOFTWARE IN DIE UNTERNEHMEN.
Kontakt:
Open Source Automation Development Lab (OSADL) eG
Im Neuenheimer Feld 583
69120 Heidelberg
Deutschland
info(at)osadl.org
OSADL -
Firmenporträt
Vielen Unternehmen bereitet die Abhängigkeit von großen Softwareherstellern Kopfzerbrechen. Mit Open-Source-Software lässt sich Autonomie zurückgewinnen. Das Open Source Automation Development Lab (OSADL) unterstützt Unternehmen dabei, diese Software zu nutzen.
Moderne Software hat trotz aller Vorteile ihre Tücken: Nach wenigen Jahren können teure technische Geräte wie Drohnen oder Soundsysteme unbrauchbar werden, wenn der Hersteller den Stecker zieht: Er passt die Apps zur Steuerung nicht mehr an aktuelle Smartphone-Modelle an, stellt keine Treiber für neue PC-Betriebssysteme zur Verfügung oder schaltet Cloud-Systeme zur Vernetzung mit Verweis auf auslaufenden Support einfach ab. Was für Privatleute ärgerlich und frustrierend ist, kann für Unternehmen im schlimmsten Fall dramatisch enden, wenn eine für das Unternehmen zentrale Maschine aufgrund mangelnder Software-Updates weit vor ihrem kalkulierten Nutzungsende nur noch Schrottwert hat. Abhilfe kann Open-Source-Software schaffen.
Open-Source-Software ermöglicht es Unternehmen, die von ihnen gefertigten oder genutzten Maschinen und Produkte mit herstellerunabhängiger Software auszustatten und somit direkten Einfluss auf die Lebensdauer der eigenen Hardware zu nehmen. Im Technologiepark Heidelberg hilft das Open Source Automation Development Lab (OSADL) Unternehmen dabei, für die eigenen Zwecke passende Open-Source-Software auszuwählen, anzupassen, zu warten und Lizenzfragen zu klären. Denn ganz einfach ist die Verwendung von Open-Source-Software in unternehmerischen Kontexten nicht.
Das beginnt bei der Definition, was Open-Source-Software überhaupt ist: Grundsätzlich ist Software – genau wie ein Roman – durch das Urheberrecht geschützt. Ein Anwender benötigt deshalb eine Erlaubnis (eine „Lizenz“), wenn er Software kopieren und verbreiten will. Dies gilt ebenso, wenn ein Anwender oder ein Unternehmen ein Gerät mit Software ausstattet und dieses Gerät zusammen mit der Software veräußert, denn auch dann wird Software kopiert und verbreitet. Definiert wird Open-Source-Software durch die Art der Lizenz: Diese muss jedem Anwender die uneingeschränkte und bedingungslose Nutzung der Software gestatten und deren Weitergabe an andere unter liberalen und nichtdiskriminierenden Bedingungen erlauben. Bekannte Beispiele für Open-Source-Software sind etwa auf Linux basierende Betriebssysteme oder viele Softwareprojekte, die auf der Plattform GitHub zum Download zur Verfügung stehen.
Beim erstmaligen Bezug liegt Open-Source-Software in Form des von einem Menschen direkt lesbaren Quellcodes vor, der verändert, erweitert und schließlich in eine für einen Computer ausführbare Maschinensprache übersetzt werden kann. Bei herkömmlicher – sogenannter proprietärer – Software wird der Quellcode hingegen nicht nur meist unter Verschluss gehalten. Auch ist der oft kostenpflichtige Erwerb bzw. die explizite Zustimmung zu den Bedingungen einer Lizenz erforderlich, um die entsprechende Anwendung nutzen zu können. So benötigt ein Nutzer zum Beispiel eine Microsoft-Lizenz, um das Betriebssystem Windows oder die Programme des Office-Paktes verwenden zu dürfen. Die entsprechenden Lizenzen wie die bekannte EULA (End User License Agreement = Endnutzer-Lizenzvertrag) schränken die Möglichkeiten der Nutzung, Vervielfältigung und Änderung der Software durch die Anwender oft stark ein.
Will ein Unternehmen diese Abhängigkeiten durch die Nutzung von Open-Source-Software umgehen, kann Beratungsbedarf entstehen: Baut das Unternehmen nämlich Open-Source-Software in eigene Produkte – egal ob in Software oder in Hardware – ein, die es wiederum vertreibt, greift genau wie bei proprietärer Software das urheberrechtliche Gebot, die Software nur mit gültiger Lizenz zu verbreiten. Der Erwerb einer Open-Source-Lizenz ist aber nicht durch Bezahlung eines Preises möglich, sondern es müssen andere Bedingungen – zum Beispiel die Mitlieferung bestimmter Informationen – erfüllt werden. Viele Unternehmen wissen nicht genau, wie sie dann die unterschiedlichen Lizenzierungsanforderungen bewerkstelligen sollen.
Hier kommt OSADL zum Zuge: Die eingetragene Genossenschaft berät die Unternehmen bei der Auswahl der Open-Source-Software und leistet Hilfestellung bei der Lizenzierung. OSADL kümmert sich aber auch um die Qualitätssicherung. „Open-Source-Software gleicht oft einem ungeschliffenen Diamanten“, erklärt OSADL-Geschäftsführer Carsten Emde. Die Anwendungen sind häufig das Werk einzelner Programmierer. Support und Patches beruhen in diesen Fällen ebenso auf individuellem Engagement, das gewissen lebensweltlich bedingten Schwankungen unterliegen kann. OSADL stellt diese Dienstleistungen hingegen kontinuierlich bereit und sorgt zugleich für die qualitative Aufwertung und Erweiterung der Applikationen – etwa durch Treiber für bestimmte Peripheriegeräte. „Wir veredeln Open-Source-Software zu einem Produkt, das ebenso wie proprietäre Software verwendet werden kann“, fasst Carsten Emde die Tätigkeit des Teams zusammen, nicht ohne hinzuzufügen: „Aber das tun natürlich nicht nur wir, sondern auch viele andere Organisationen und Unternehmen auf der ganzen Welt – sonst würde dieses Modell nicht funktionieren.“
Die Mühe lohnt sich, denn Open-Source-Software bietet für Unternehmen enorme Vorteile. Zum einen ist Open-Source-Software im Normalfall kostengünstiger als proprietäre Software. Zum anderen können sich Unternehmen selbst in die Entwicklung einbringen und auf diese Art auch mit Mitbewerbern in Bereichen zusammenarbeiten, in denen sich Kooperation für alle Beteiligten auszahlt: Aus dem kontinuierlichen Input der Endnutzer kann eine höhere Qualität der Software resultieren und im Idealfall entstehen durch die gemeinsame Entwicklungsarbeit neue Standards. Somit können ehemals langfristige und teure formale Standardisierungsprozesse vereinfacht werden. Hier zeigen sich deutlich die Wurzeln des Prinzips Open Source in der Open-Innovation-Bewegung.
Unter Open Innovation versteht man die Öffnung des Innovationsprozesses eines Unternehmens gegenüber externer Zusammenarbeit. Bereits in den 1960er-Jahren zeichnete sich ab, dass selbst große Unternehmen dem Kostendruck des sich globalisierenden Wettbewerbs und der Notwendigkeit immer kürzerer Produktlebenszyklen alleine nicht immer standhalten konnten. Forscher des 1970 gegründeten Palo Alto Research Center kamen deshalb zu der Überzeugung, dass es für Unternehmen einer Branche besser sei, bestimmte, allgemein benötigte Komponenten gemeinsam zu entwickeln und ihre hauseigene Forschungsarbeit auf jene Elemente zu konzentrieren, die ihr Produkt einzigartig machten. So konstruieren zum Beispiel Automobilhersteller Entertainmentsysteme gemeinsam, denn kaum ein Autokäufer wird seine Entscheidung alleine nach dem Klang der Lautsprecher oder der Größe der Monitore treffen. Die für den Kauf wichtigen Systeme, die wettbewerbsrelevante Alleinstellungsmerkmale definieren, entwickelt jeder Autobauer hingegen weiterhin alleine.
Dieser Gedanke ließ sich auch auf den Software-Bereich übertragen. So macht es für Software-Unternehmen zum Beispiel keinen Sinn, Standardmathematikprogramme für jede Anwendung neu zu programmieren. Durch gemeinsam entwickelte Open-Source-Software lassen sich in erheblichem Ausmaß Ressourcen sparen. Seit dem Jahr 2000 fand Open-Source-Software deshalb auch verstärkt in technischen Produkten und Maschinen Berücksichtigung. Carsten Emde kennt einen weiteren Grund: „Automatisierungsunternehmen bleiben hinsichtlich der verwendeten Software gerne Herr im eigenen Haus, denn die Nutzungsdauer der von ihnen produzierten Maschinen liegt zwischen 10 und 20 Jahren. Auf Linux basierende Open-Source-Software kann diese zeitlichen Horizonte abdecken, während der Support für eine bestimmte proprietäre Software oft früher eingestellt wird und so auch das von dieser Software abhängige Produkt nicht mehr verwendet werden kann.“
Damit die Einsparpotenziale dauerhaft erhalten werden können und die Software langfristig nutzbar bleibt, gilt es, auch die Lizenzierung, Anpassung, Verbesserung und Wartung der Open-Source-Software gemeinsam zu organisieren. Genau deshalb wurde OSADL 2005 durch elf Maschinenbauunternehmen gegründet und die Rechtsform einer Genossenschaft gewählt, wie Carsten Emde ausführt: „Alle Open-Source-Lizenzen sind relativ uniform. Es wäre unsinnig, wenn die geschätzt mindestens 20.000 Unternehmen in Deutschland, die Open-Source-Software kopieren und verbreiten, das lizenzierungsbezogene Knowhow sowie die Wartung und die Verbesserung der Anwendungen selbst aufbauen und organisieren würden.“ Mittlerweile hat sich der Kreis der Unternehmensbranchen geweitet, unter anderem ist ein Lehrbuchverlag Mitglied von OSADL, der Open-Source-Software in seinen Lern- und Lehrprogrammen einsetzt. „Für unsere Tätigkeit ist die Branche weitgehend egal. Die Fragen, die sich an Open-Source-Software stellen und die für die Unternehmen erforderlichen Prozesse sind eigentlich identisch“, erklärt Carsten Emde.
Unternehmen können einen bis drei Geschäftsanteile an der OSADL eG erwerben. Jeder Mitarbeiter eines Mitgliedsunternehmen hat dann das Recht, sich mit Fragen zur Auswahl, Lizenzierung, Verbesserung und Qualitätssicherung der Open-Source-Software an die OSADL-Spezialisten zu wenden. „Unsere Dienstleistungen kommen allen zugute“, erklärt Carsten Emde: „OSADL berät zwar seine Mitglieder insgesamt exklusiv, aber nicht ein einzelnes Mitglied exklusiv: Die gefundene Lösung darf von allen Mitgliedern unserer Genossenschaft benutzt werden.“ Darüber hinaus stellt OSADL einen Teil der erarbeiteten Software, Tools und Richtlinien der Allgemeinheit zur Verfügung. „So können wir dazu beitragen, die Welt etwas besser zu machen.“ Das deckt sich mit dem genossenschaftlichen Ansatz, nicht nur den eigenen Mitgliedern zu helfen, sondern auch die gesamte Gesellschaft positiv zu beeinflussen.
Diesen Aufgaben widmen sich bei OSADL sieben Mitarbeitende. Das Besondere: Das Team setzt sich überwiegend aus Quereinsteigern zusammen. „Für vieles, was wir machen, gibt es keine genau passende Ausbildung und kein genau passendes Studium“, erklärt Carsten Emde: „Für unsere Arbeit ist Neugier wesentlich, Lernbereitschaft und das Interesse an technischen Entwicklungen. Wir suchen offene, begeisterungsfähige, sozial engagierte Mitarbeitende, die Dinge tun wollen, die nicht einzelne Menschen unendlich reich machen, sondern auch die Gesellschaft weiterbringen.“ Besonders schätzt Emde die Vielseitigkeit der Tätigkeit bei OSADL, die zum einen die Beherrschung von Programmiertechniken erfordert, zum anderen juristische Kenntnisse und das Wissen um Sicherheitsaspekte: „Wir lernen zusammen mit unseren Mitgliedsunternehmen täglich Neues und können über den Tellerrand hinausschauen. Dort passieren nämlich die interessanten Dinge.“
Der ideale Ort dafür ist der Technologiepark Heidelberg. Seit gut zehn Jahren ist OSADL hier zuhause. Die Standort-Entscheidung fiel Carsten Emde leicht: „Wir haben uns rasch für den Technologiepark Heidelberg entschieden. Es gibt hier eine hervorragende technologische Infrastruktur. Wir haben zum Beispiel Anschluss an ein Kaltwassernetz zur Kühlung unserer Server.“ Und auch die lebenswissenschaftlich geprägten Unternehmen im Park böten interessante Möglichkeiten zur Vernetzung und zum Erfahrungsaustausch: „Das umfasst nicht nur künftige Kooperationen bei der Nutzung von Open-Source-Software im LifeScience- und BioTech-Bereich, sondern auch nachbarschaftliche Hilfe bei Computerproblemen oder niederschwellige Beratungsleistungen hinsichtlich der Rechtsform Genossenschaft“, berichtet der OSADL-Geschäftsführer.
Die Arbeit wird bei OSADL kaum ausgehen. Gerade die jüngsten weltwirtschaftlichen Friktionen machten vielen Unternehmen überdeutlich bewusst, wie bedroht ihre wirtschaftliche Stellung durch die starke softwaretechnische Abhängigkeit von den großen US-Unternehmen ist. Open-Source kann dazu beitragen, souveräner zu agieren. Nicht nur deshalb ist sich Carsten Emde sicher, dass die Open-Source-Bewegung jetzt erst richtig Fahrt aufnimmt: „Open-Source-Software ist insbesondere bei neuen Technologien gefragt. Das zeigt sich zum Beispiel bei den zahlreichen KI-Anwendungen.“ Und OSADL ist in einer guten Ausgangslage, der Genossenschaft kommt der Erfahrungsvorsprung zugute: „Wir haben früh auf ein Pferd gesetzt, das jetzt erst richtig gesattelt und geritten wird.“
von Dr. Stefan Burkhardt
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